11. Juni, Tau Bremen. Ich weiß immer noch nicht ganz, wie es mich hier her verschlagen hat, denn heute spielt hier eine Band aus Südafrika, von denen ich noch nie vorher gehört habe. Vielleicht ist es der verlockend sphärischer Klang, der mich angelockt hat. Das erste Konzert einer internationalen Band, das ich je besucht habe. Und bin dann doch ein bisschen irritiert, als drei weiße Männer auf der Bühne stehen. Die aber tropisch und indigen klingende Musik präsentieren.
Das Trio startet mit dem Song „Chelsea Blakemore“, bei dem besonders die verschiedenen Rasseln und das herausstechende Anspielen der Gitarrensaiten im Vordergrund sind. Eher zurückhaltend legt sich der Gesang wie ein sanfter Schleier über die Instrumente.
Die Atmosphäre wirkt im vollen Tau wie verzaubert, als würde das hier weit weg im tropischen Regenwald stattfinden, umgeben von heimischen Vögeln und riesigen, sagenhaften Bäumen. Ich lasse mich mitnehmen, schweife mit geschlossenen Augen vollkommen vom Hier und Jetzt ab. Das einzige, was sich in mir abspielt, ist die Musik des Trios und ein parallel dazu ablaufender Film gespickt mit verschiedensten Sinneseindrücken. Der Applaus nach den Songs schreckt mich wieder auf – und er will nicht aufhören. Egal, um was für einen Song es sich handelt, das Publikum hält es durch, so lange und so laut wie möglich zu applaudieren, was besonders den Schlagzeuger Robin Brink rührt. „You guys are a very nice crowd!“, dem kann ich nur zustimmen. Besonders in der letzten Reihe fällt mir ein junger Mann auf, der jeden Song mit geschlossenen Augen und einem verzückten Lächeln auf den Lippen mitsingen kann, während er in der Musik verloren geht.
„Camera“ wird angespielt, der Song, der mich davon überzeugt hat, spontan und mitten in der Woche auf dieses Konzert zu fahren. Hier wird der Gesang präsenter, aber das Klanggerüst ist immer noch gewohnt tropisch und abwechslungsreich. Der Song ist aus dem 2018 erschienenen Album „12 Views Of Beatenberg“, dem Nachfolger vom Debüt „The Hanging Gardens Of Beatenberg“.
Gefühlvoll spielt sich die Band weiter durch ihr Set, verschönert wird die Stimmung durch grinsende Gesichter und mitsingende Münder. Egal welcher Song gespielt wird, das euphorische Gefühl verschwindet nicht, immer weiter lassen sich die Besucher fernab der Realität tragen. Beatenberg beenden ihr Set, kommen nach lauten Zugaberufen wieder. Spielen zwei Songs, grinsen glücklich vor sich hin, bedanken sich und kommen aus der Euphorie gar nicht mehr heraus. Genauso gefangen sind auch die Zuschauer – geben noch lauter als zuvor Applaus, tanzen für sich alleine vor sich hin und versuchen, wiederholt auftauchende Zeilen mitzusingen. Wollen die Südafrikaner mit ihrem gebrochenen Deutschkenntnissen nicht gehen lassen, verlangen nach der richtigen Zugabe noch eine. Dem Wunsch wird nach einer unmissverständlichen Nicken des Veranstalters nachgegangen – vollkommen glücklich stehen die Musiker wieder auf der Bühne. „So… Hello again“ begleitet von warmem Gelächter und noch wärmerem Applaus. Ein Publikum zum Dahin schmelzen!
Und auch noch nach dem Konzert sitzen Band und Publikum in gemütlicher Runde draußen, schauen auf die sich im Wasser spiegelnden Sterne und unterhalten sich ausgiebig. Der Abend bekommt das Feeling eines warmen Sommerabends in den Wolken mit guten Freunden. Und das mit einer Band aus Südafrika – wer hätte das gedacht? Ich nicht.