Zwischen Spaßrap und Highnotes

In einem Bademantel aus Seide tritt Ritter Lean am Montag auf die Bühne der Live Music Hall in Köln. Auf der Rückseite sein Logo und auf der Nase eine Sonnenbrille. Eine Mixtur aus spaßigen Rap Zeilen und emotionalen Tönen bringt die Menge zum Springen und Mitwippen.

Text und Bilder: Elie Mück

Die Halle ist schon bis zum Rand gefüllt als Filow, nicht ganz pünktlich, aber energetisch auf die Bühne springt. Der 24-Jährige ist neben seiner Musik für seine Livestreams auf Twitch bekannt. Musik macht er schon lange, doch der große Durchbruch gelang dem Berliner mit seinem Song „Rasenschach“. Dieser Entstand in einem seiner Streams während der Fußball EM letztes Jahr. Filow schlüpft hier in die Rolle eines „Berliner Atzen“. Mit einem dicken Dialekt rappt er ironisch gemeinte Zeilen, die den Stereotypen des deutschen Fußballfans darstellen.

„Ick sitz‘ in mein‘ Trainingsanzug vor der Glotze […] Deutschlandflagge, zwei Stück im Jesicht“

Der Song ist seit dem Release fast auf jeder Party zu hören und auch wenn der Großteil des Textes bei mir einen komischen Beigeschmack hinterlässt, ist es empowernd zu hören, wie ein voller Raum laut mit ruft, wenn Filow sagt:

„Wir töten alle Nazis und ihr Hakenkreuz“

Nachdem Filow und seine Technobeats die Bühne verlassen, ist es nicht mehr lange, bis Ritter Lean auf die Bühne tritt. Adrian, wie Ritter Lean mir bürgerlichem Namen heißt, lässt seinen schwarzen Seidenmantel locker von der Schulter hängen und bewegt sich dynamisch über die Bühne.

Zwischen den ersten Songs macht der Musiker direkt auf die Awareness-Plakate aufmerksam, diese sind verteilt im Raum aufgehängt.

Ritter Lean erzählt von seinen letzten solo Konzerten, wie er dort noch bis in die letzten Reihen sehen konnte. Dies sei bei der ausverkauften Live Musik Hall nicht mehr möglich, dennoch hoffe er, dass die Leute im hinteren Teil des Raumes auch Spaß haben. Weiter sagt er wie dankbar er ist, dass er mit seiner Musik so erfolgreich ist. Es sei ein Privileg, dass er so leben könne. Den Fans verdeutlicht er ebenfalls, dass sie in der privilegierten Position sind, sich ein Ticket für diese Show leisten zu können und an einem Montagabend, womöglich sorglos auf ein Konzert gehen können.

Immer wieder erwähnt er, dass er hofft, dass die Fans nicht nur wegen seinen beiden bekanntesten Songs auf dem Konzert sind. Man merkt zwar schon, dass die bekannteren Hits die Menge mehr zum Toben bringen, jedoch ist die Stimmung über das gesamte Konzert verteilt sehr gut. Ritter Lean wirkt zu Beginn des Konzertes noch etwas zurückhaltend und fast schon schlecht gelaunt, jedoch bessert sich seine Laune über die Dauer der Show. Er gibt selbst zu, dass er am Morgen müde war und keine große Lust auf die Show an dem Abend hatte. Doch er wusste, dass Köln immer eine gute Crowd bietet.

Es gibt einige kurze emotionale Talks zwischen den Songs. Ritter Lean macht aufmerksam auf Drogenmissbrauch und fordert die Fans auf vorsichtig zu sein.

Nach einem seiner bekanntesten Songs „Outfit Check“, welcher auf TikTok in die Höhe geschossen ist erzählt der Musiker von einer Interaktion auf einem Festival. Der Künstler, wessen Namen er nicht nennt, jedoch kann man durch einige Anspielungen vermuten, wer es war, hatte ihm vorgeworfen nur „Spaßrap“ zu produzieren. Darauf Folgt „Uiuiui“ ein Disstrack der gezielt gegen die andere Person schießt, aber mit dem Refrain absichtlich albern klingt.

„Uh ih-uh, ui-ui-ui-ih-uh, du bist nicht wie ich, Dicka, und zum Glück bin ich nicht wie du“

Auf seinem neusten Album „Stell dir vor“ gibt es neben einem Feature mit Chapo102 auch wieder einen Track mit Ski Aggu, der zur großen Überraschung für „NPC“ auf die Bühne kommt.

Ganz zum Schluss wird es nochmal emotional mit dem Titeltrack des Albums. In „Stell dir vor“ spricht Ritter Lean zum Zuhörer aber auch zu sich Selbst.

„Niemand kann dich daran hindern, zu sein, wer du willst“

Diese Aussage nimmt Adrian zurück und sagt, dass es in der Realität zu viele gibt, die einen davon abhalten wollen, dass zu machen, was sich richtig anfühlt. Der Song spricht Mut zu, denn „für Aufgeben ist [das] Leben noch [ein] bisschen zu lang“