Bist du schon mal auf ein Konzert gegangen, ohne vorher etwas von der/dem Künstler*in zu hören?
Das habe ich vor etwa zwei Wochen gemacht.
Am 1. November veröffentlichte Cloudy June ihr Debüt Album Crazy Woman. Feminismus, parasoziale Beziehungen und Queerness sind einige Themen, über die sie singt.
Auf sie aufmerksam geworden, bin ich durch Freunde. Es ergab sich die Möglichkeit die Album Release Show zu fotografieren und so beschloss ich an dem Freitagabend nach Köln zu fahren. Normalerweise finde ich es sehr wichtig, mich im Voraus über Künstler*innen zu informieren. Vor allem wenn ich vor habe einen Bericht zu schreiben. Jedoch war es sehr interessant das Konzert so zu erleben und ich wurde nicht enttäuscht.
Das Event beginnt mit dem Hauptteil: Dem Konzert. Mit Andreas Reinhard an der Gitarre und Alexander Neubauer am Schlagzeug, spielt Cloudy June ihr Album einmal von vorne bis hinten. Die 24-jährige moderiert jeden Song kurz an und gibt so Kontext zu Texten und der Entstehung der Lieder. Ein Mix aus empowernden Pop Songs und Balladen zum Mitschwingen bilden die perfekte Balance. Cloudy June interagiert viel mit den Leuten, die vor ihr stehen und hat kein Problem damit kleine, vermeintliche Fehler bei der Performance gekonnt zu belachen, anstatt sie zu überspielen.
Das erste Lied, welches bei mir hängen geblieben ist, heißt CREEPY!. Cloudy June erzählt, dass die Idee für den Song durch eine Interaktion mit einem Fan entstanden ist, welche, nicht wie der Songtitel vermuten lässt, in keiner Weise „creepy“ war. Das Lied ist aus der Sicht eines Fans geschrieben, welcher eine parasoziale Beziehung mit der Musikerin führt.
„I think about it every night and day / No universe where we’d be severed”
Die Person verfolgt sie und behauptet, es sei nur ein Akt der Liebe.
„I peak through your bedroom blinds / I love the songs you sing in the shower after coming home from work”
Nach Retail Therapy und Kiss N Tell kommt Hoe Anthem. Der Titel ist genau das, was er aussagt. Ein empowernder Song, der das Selbstbewusstsein stärkt. Mit der ersten Textzeile hat mich die Berlinerin schon überzeugt:
„You say I got Daddy Issues / Jesus had them too”
Sie sing, wie “handsome” sie sich selbst findet und dass sie sich kleidet, wie sie möchte.
Cloudy Junes Bisexualität thematisiert sie in Girls Like You.
„You do something only girls like you do”
Zu Beginn der Begegnung, welche sie in dem Song beschreibt, ist sie unsicher ob die Gefühle, die sie lange ignoriert hat, echt sind. In der zweiten Strophe ist sie schon sicherer, dass die Anziehung real ist.
„She’s the type to make me weak / A smile that brings me to my knees”
Das Album und somit auch das Konzert wird mit Sad Girl Era beendet. Cloudy June redet offen über ihre struggles mit ihrer mentalen Gesundheit und wie sie einen Song schrieben wollte, der Hoffnung macht.
„Make peace with the girl in the mirror / She never deserved the things I said”
Als jemand der selbst immer wieder mit seiner mentalen Gesundheit kämpft, ist es schön solch einen Song zu hören. Lieder, die die eigenen Probleme wieder spiegeln sind wichtig zu hören um sich gesehen und weniger allein zu fühlen. Jedoch ist es ebenso wichtig Hoffnung zu haben und gezeigt zu bekommen, dass es besser wird. Das Auf und Ab des Lebens gehört dazu und das spiegelt sich in Crazy Woman wieder. Cloudy June zeigt facettenreich wie selbstbewusst sie ist und welche Themen sie bewegen.
Nach einer kurzen Pause kommen Cloudy June und ihr Gitarrist Andi zurück auf die Bühne für ein Quiz. Zwei Gruppen, bestehend aus jeweils drei ausgewählten Fans dürfen gegeneinander antreten. Das Team, welches am Ende mehr Punkte hat gewinnt Merch. Das Quiz beseht aus Fragen über Cloudy Junes Karriere und Persönlichkeit. Dinge die „echte Fans“ über sie wissen sollten. Das eine Team gewinnt mit hohem Abstand und alle drei Mitglieder bekommen ein T-Shirt geschenkt.
Als Abschluss wurde im Nebenraum eine Couch mit Ringlicht aufgebaut. Dort nimmt sich Cloudy June nach dem Konzert Zeit, jeden einzelnen Fan zu treffen und ein Bild zusammen zu machen.
Auch ich hatte die Möglichkeit mich kurz mit ihr zu unterhalten, jedoch ging es in unserem Gespräch zum Großteil um die Band Waterparks, von welcher ich an dem Abend Merch anhatte. Cloudy June hört die Musik ebenfalls, dadurch konnten wir connecten.
Durch eine Zusammenarbeit mit XPERION gibt es zusätzlich noch eine Mario Kart-Ecke, wo sich Fans und Cloudy Junes Team gegenseitig batteln können.
Cloudy June und alle, die zu ihrem Team gehören sind sich sicherlich bewusst, wie wichtig der Kontakt zu den Fans ist. Sie legen hohen Wert auf die Connection und bemühen sich diese zu halten.
Ich kann mir vorstellen in Zukunft öfter spontan auf solch ein Konzert zu gehen, da das Nichtwissen doch irgendwie aufregend ist. Einige Songs haben es auf jeden Fall in meine Playlist geschafft und ich kann mir vorstellen in Zukunft öfter auf Cloudy June Konzerte zu gehen. Dann aber vorbereitet.
Text und Bilder von Elie Mück