Raum einnehmen, ohne aufdringlich zu wirken

Klaviertöne leiten eine Reise ein, dessen Ausgang nicht aufgelöst wird. Klar ist jetzt schon – der Track „FÜR IMMER“ des Experimental-Rap-Artists Peat wird spannend. Zwischen Unendlichkeit und Ungewissheit mischen sich unter die Akkorde mehr und mehr Elemente, die sich beim ersten Hören gar nicht entschlüsseln lassen wollen. Der Song bleibt schwer greifbar, bis der Beat sich pochend dem eigenen Herzschlag annähert. Die Hand ausstreckt und einlädt, sich in den raumeinnehmenden Klängen zu verlieren. Über all dem schwebt die Stimme von Peat, die sich in der Hook in verzerrten Sphären verliert. „Mach das Licht aus, ich seh‘ nichts mehr“ ist dabei nur eine der detailvoll gestalteten Zeilen, die dem sowieso schon vielschichtigen Song noch mehr an Tiefe verleihen.

Die prägende, absteigende Melodie taucht schon versteckt hinter den Zeilen auf, wird dann in anderen Tonhöhen in der Pre-Hook aufgenommen. Peat rückt sie in den Vordergrund, damit sie dann von eindrucksvollen Synthies zu eigen gemacht werden kann und immer wieder dann auftaucht, wenn der Gesang vor ihr kapituliert und verzerrt entflieht. Und wenn man jetzt denkt, die Essenz des Songs grob durchblickt zu haben und sich entspannt zurücklehnen zu können – nichts da. Peat lässt den Vertrauensvorschuss in der Luft hängen und tischt im zweiten Part mit gerappten Sequenzen auf. Erobert in neuem Tempo die Nacht und die Gedanken, die nach der Stille an die Oberfläche wollen. Schafft es, durch verschiedenste Phasen zu führen und gleichzeitig doch immer an dem Hall der Ewigkeit festzuhalten. So beendet das Klavier schließlich stilvoll einen Song, der sich in diesem Rahmen die vollkommenste Freiheit herausnehmen darf.

„FÜR IMMER“ ist Vorbote des dritten Studio-Albums, das im Juni erscheinen wird.

Beitragsbild: Peat (c) Enlight