Releaseradar 20/01/2023

ELAV – trigger

Der Himmel wird immer düsterer, die Gesichter finsterer, die Zukunftsperspektiven an einer Hand abzählbar. Die Künstlerin ELAV rappt in „trigger“ mit schnellen Zeilen von mental health, darüber, dass überall Trigger lauern und dass die Last der vergangenen Generationen schwer und erdrückend auf unseren Schultern lastet. Immer wieder werden verzerrte Stimmen eingespielt, die die verschiedenen Parts voneinander trennen. Erfrischend gesellschaftskritisch setzt sie sich mit dem Thema auseinander, aber nicht nur, um unseren Eltern die Schuld in die Schuhe zu schieben, viel mehr macht sie auch auf die am Horizont schüchtern aufleuchtende Hoffnung aufmerksam. Denn im Endeffekt heißt es: „Dieser Track meine Therapie / Bin noch am Leben / fuck i’m lucky“.

(c) Elias Hartmann

Zavet – Scheiß Drauf

Die Rapperin Zavet rechnet mit der neuen Single „Scheiß Drauf“ mit ihrem Ex-Freund ab. Bittere Zeilen, die den Trennungsschmerz verdrängen, fließen entschlossen über den Beat von Produzent Fewtile. Mittendrin das mehrfach geflickte Herz. Aber statt zu zerbrechen, wird es mit jedem Riss nur noch stärker und pocht selbstbestimmt in der Brust. Dieses Kämpferherz zieht sich autobiografisch durch ihre Songs und wird sich auch auf dem am 24. März erscheinenden Mixtape „Husky Augen“ wiederfinden.

Zavet (c) Calogero Cimino

le:la – take me home

Der Beat setzten ein wie ein zu langsamer Herzschlag. „Breathe out, breathe in.“ „take me home“ baut sich auf, wird schneller, versucht, wegzurennen. Die Musikerin „le:la“ fängt ihre zweite Single wieder ein, versteckt sie hinter ihrem Rücken. Bis der Refrain hinter der Bedächtigkeit hervorbricht und seine Finger sehnsuchtsvoll nach Geborgenheit ausstreckt. Die Gänsehaut kriecht die Beine hoch, lässt die Augen schließen und gedankenverloren in die Leere starren. Immer wieder wird das Bild von einer innigen Umarmung gezeichnet, von Nähe und Beständigkeit.

le:la (c) Yuki Gaderer

Cobee – Boogeymann

Mit einer fesselnden Melodie frisst sich „Boogeyman“ direkt ins Ohr und will da auch gar nicht so schnell wieder raus. Nistet sich mit frechen Zeilen und lauten Beats gemütlich dort ein und streckt grinsend jedem den Mittelfinger entgegen, der versucht ihn zu vertreiben. Mit Kopfhörern lässig im Skatepark oder gelangweilt in der viel zu langen Einlassschlange – Rapper Cobee kommt mit einer Tüte gute Laune um die Ecke, lädt ein zu ungeahnten Abenteuern und Nächten fürs Bilderbuch. Gegensätzlich dazu steht das Bild des Boogeymans, der für Schrecken sorgen und die gute Laune direkt wieder vertreiben soll.

Pavelo & Schnell – Irgendwann

Bass, wir brauchen Bass – aber zumindest nicht in der Single „Irgendwann“ des Künstler-Duos „Pavelo & Schnell“, die mit dröhnendem Bass anklingt. Wo der Bass fordert und der Beat beschleunigt, ist die Stimme auf dem minimalistischen Soundgerüst anfangs noch betont monoton und lässt sich laute Pausen. Wechselt über in gesungenes staccato, verliert sich in verspielten Klängen. Bis die laute Kick sich ihren Weg zurück bahnt und dem Song Fassung verleiht, ihm einen liebevollen Stoß verpasst und die Tür öffnet zur melancholischen neuen neuen deutschen Welle.

Michael Lane – Here With Me

Umrandet von pinken Blättern wirkt der einsame Baum fast schon geheimnisvoll. Das Cover bebildert die hoffnungsvolle Single „Here With Me“. Der deutsch-amerikanische Folk/Pop-Künstler Michael Lane entführt in seine Traumwelt, die ihm dabei hilft, seine Vergangenheit aufzuarbeiten. Geprägt durch seine Zeit als US-Soldat flüchten sich die melancholischen Klänge in wohlige Umarmungen und in die Erinnerung an geliebte Menschen. Die sehnsuchtsvollen Chöre klingen nach all den Seelen, die auch nach schicksalhaften Trennungen nicht von der Seite weichen. Die wie in Michaels Fall dann Träume nutzen, um beim Abschließen zu helfen.

Michael Lane (c) Melissa Lane

Alle Releases dieser Woche in einer Playlist: