Der Blick aus dem mit auswegsuchenden Fingerabdrücken übersähtem Fenster offenbart auch nach tagelangem Warten denselben tristen, öden Anblick von verschmutzen Dachpfannen und zugezogenem Himmel. Draußen wartet nichts außer die immer weiter in der Ferne verschwindende Hoffnung auf bessere Tage und der ätzende Geruch von Industrie und Menschenmassen. Nicht einmal mehr Vollmondnächte können begeistern, überdeckt von grauen Wolken und durch die Lichter der Stadt niemals dunkel werdend verlieren die Sterne ihr Strahlen.
Doch inmitten der dunklen Aussicht schwebt immer wieder das Gefühl von Fernweh und Abenteuerlust – die Sehnsucht nach Sorglosigkeit, Sonnenuntergängen und Sandkörnern in den Schuhen. Dazwischen ein leiser Funke Euphorie, wann immer liebevoll komponierte Klänge dazu vermögen, die abgestandene Stille zu übertönen. Den Raum zu füllen, der durch die Jahre immer mehr zur Abstellkammer mutiert ist und in dem Persönliches überdeckt wird von alten Pfandflaschen und einer immer größer werdenden Sammlung von klirrenden Kronkorken.
„Wellenrauschen“ ist voll solcher liebevoll komponierter Klänge. Begleitet von Indiemeeresrauschen und sanften Melodien schwebt die Stimme von Sänger Heiko melancholisch über das Klanggerüst und träumt sich in Gedanken an einen ganz anderen Ort. Weit weg, da, wo fliegende Teppiche Teil der Realität sind und Sorgen und Zweifel kopfüber stehen. Wo die Schwerkraft aufgehoben ist und die Gedanken genauso leicht schweben wie die Zehen über den Sand. Wo Ebbe und Flut sich nicht an straffen Zeitplänen stören und in ihrem Kommen und Gehen die Sorgen mit sich mitnehmen.
Beitragsbild: (c) Sylvia Bothmer