Fünf Songs Hoffnung

Ungewisse Entscheidungen, Benachrichtigungen abgesagter Veranstaltungen und müde Augen, deren Glanz geraubt wurde – über all das könnte die am 22. Januar 2021 erschienene EP „A Pandemic Journey“ von Jakob Muehleisen klagen. Sie hätte sogar alles Recht dazu. Stattdessen hat sich der Singer/Songwriter in fünf Songs kleine Abenteuer und große Hoffnungsfunken zurechtgelegt, die von warmen Melodien und vertrauten Akkorden begleitet werden.

Zwischen schmeichelnden Klavierklängen und schmückenden Sechzehnteln, zwischen Weingläsern und lachenden Mündern hält sich Jakob an den wundersamen Details fest, die in dem Alltagsgrau so gerne übersehen werden. Wie Farbtupfer erinnern die Erlebnisse an fallende Blätter im Herbst und an langsam heranwachsende Tulpen im Frühling. Die EP malt Geschichten vom Reisen und von einem zweiten Zuhause, das hinter Serpentinen auf dem Weg nach Wien, zwischen den Häuserfassaden Venedigs, in spärlich besuchten Bars im Kiez von St. Pauli oder unter dem gelblichen Licht der Straßenlaternen der nächstgelegenen Tankstelle wartet. Malt Geschichten von ernsten und ironischen Fragen des Lebens, während die fünf Songs ihren Platz im gemütlichen Wohnzimmer auf dem altmodischen Plattenspieler finden.

“I won’t let go all the memories / It’s true / I’ll find a way back to these shattered dreams”

Jakob schreibt Songs, die überzogen sind mit Lebensfreude, Mut und Leichtigkeit. Die die Augen zum Leuchten bringen und dazu, die Schönheit der Hoffnung zu erkennen und die Magie des Moments zu erleben. Die den Regenbogen an Plätzen suchen, an denen dunkle Melodien ihre Gefühle längst hinter langen Regenmänteln und leeren Gesichtern versteckt hätten. Seine Stimme fliegt mit den Zugvögeln davon, die sich auf der Suche nach ehrlicher Euphorie gen Sonne treiben lassen.

Den ersten zögerlichen Schritt in seine Zukunft als selbstständiger Musiker nahm Jakob in Angriff, als er mit neun Jahren seine erste Gitarre bekam und im darauffolgenden Sommer schon die Straßen mit einer Setlist bestückt mit Pink Floyd-Covern und Eigenkompositionen füllte. Immer weiter ging es dann mit seiner Band „A Story For Reflection“, für die er auch heute noch an der Gitarre und am Mikrofon steht und seit jüngstem auch als Gitarrist an der Seite der Live-Band des Singer/Songwriters Tom Hauser.

Nach drei EPs und zwei Alben reiht sich die neue, von Jakob Oschmann in Ibiza gemixte und gemasterte EP nahtlos ein; folgt Veröffentlichungen, die ähnlich leichtfüßig durch die Musiklandschaft tanzen und vereint trotzdem neue Inspirationen, die den Sound zu etwas Besonderem machen. Ob es das Klavier im Opener ist, die gefühlvoll geträllerten Passagen ohne Inhalt oder die kleinen Erlebnisse, die die EP schmücken – Jakob versteht es, zu zeigen, dass seine Reise noch lange kein Ende findet. Dass er sich mit seinen 20 Jahren noch nicht sattgesehen hat an den Wundern der Welt und stets ein offenes Ohr hat für das, was um ihn herum passiert. Und so ist es kein Wunder, dass das dritte Album schon in den Startlöchern steht.

(c) Loris Gleixner

Beitragsbild: Monica Garduño